Mittwoch, 23. Januar 2013

Die Sklaverei vor Gericht - Steven Spielbergs AMISTAD

O' captain, my captain... Meuterei auf hoher See, ein internationaler Prozess und das alles wegen knapp 50 Afrikanern.  Und das in Amerika! Sachen gibt's... Willkommen bei der Kritik/Präsentation zu Steven Spielbergs "AMISTAD".


INHALT
Die "Arbeiter" eines Schiffes namens "La Amistad", die aus Havanna kommend *husthust* in den USA arbeiten sollen *husthust*, befreien sich von ihren Ketten, töten die Besatzung bis auf zwei und fordern, wieder zurück in die Heimat zu gelangen. Und das ist weder Havanna noch NYC, sondern die Westküste Afrikas. Wir befinden uns im Jahre...naja... so 1840 herum. Die Sklaverei gibt es noch, doch gibt es Parteien und Organisationen, die sich gegen diese aussprechen. Dazu zählen auch zwei Abolitionisten (Kämpfer gegen die Sklaverei, googlet mal), die vom Vorfall auf der AMISTAD erfahren, nachdem das Schiff eben NICHT nach Afrika tuckelte, sondern vor die Küste Amerikas (Navis.....). Zack, Schiff und neue Besatzung sichergestellt und verhaftet (also die Sklaven. Nicht das Schiff. So große Gerichte gibt's gar nicht.). Also braucht's einen Anwalt, man wendet sich an einen pfiffigen jungen Herren, der beweisen will, dass die AMISTAD-Aufständischen auf neutralem Territorium gefangen genommen worden sind und zwecks Sklaverei verschleppt wurden – ein schweres Vergehen, stand doch die Westküste Afrikas (in diesem Falle handelt es sich konkret um die Elfenbeinküste) unter dem Banner Englands, ein Land, in dem die Sklaverei zu dem Zeitpunkt verboten ist. Heikel, heikel, diese Frage danach, wer sie sind, statt immer nur zu fragen, was sie sind. Aber find erstmal einen Dolmetscher, der Mende spricht...
Der Film zeigt die doch recht winkligen und nicht immer koscheren Vorgänge, die den AMISTAD-Prozess begleiteten. Insgesamt dauerte das Spektakulum knapp 2 Jahre, bis (letztlich sogar vor dem Obersten Gerichtshof) eine Einigung zugunsten der Afrikaner ausgesprochen wurde. Doch was auf der Leinwand/auf dem Bildschirm zwischendurch passiert, ist keineswegs dröges Juristengeplenkel, sondern ein eindrucksvolles Filmerlebnis, das Elemente wie Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit ganz oben auf seine Fahne schreibt -ein recht typischer Steven Spielberg-Film, wenn man diese Motive betrachtet- und Menschlichkeit sucht, wo man sie für gewöhnlich nie suchen würde (vor Gericht).
Oftmals mag man daran zweifeln, dass es ein "typischer" Spielbergfilm ist. Die Bilder und die Bildsprache, worauf wir gleich noch kommen werden, all das ist ungewöhnlich brutal und direkt. Man leidet wahrlich mit den Leidenden. Und fordert im Kanon mit Anführer Cinque die Freilassung. Also.. der Sklaven. Nicht die Freilassung vor dem Film. Die Schauspieler im Film sind überragend im Spiel. Selbst ein Matthew McConaughey, der sonst immer untergeht und Murks liefert, kann hier als fescher und anfangs überheblicher, später sehr überlegter Anwalt glänzen. Alles überragt aber ein Mann: Sir Anthony Hopkins, der für seine Rolle als John Quincy Adams für einen Oscar nominiert wurde. Seine Abschlussrede vor dem Obersten Gericht.... woaaaah! Einfach nur fesselnd und stark inszeniert (von Kamera und Schauspieler). Kennt ihr das, wenn ihr an jemandes Lippen einfach nur klebt? That feeling.

KAMERA
Zuständig für die Kamera war, wie in den meisten Spielbergfilmen seit SCHINDLERS LISTE, Janusz Kaminski. Manch Leser ist gewillt, AMISTAD mit SCHINDLERS LISTE zu vergleichen? Das ist gar nicht mal so~ falsch. Mit einem Unterschied. SCHINDLERS LISTE war in schwarz/weiß. AMISTAD kommt dagegen in voller Farbe daher. Und das spürt man mit Leib und Seele. Auch hat sich das Verhältnis zwischen zuständigem Kameramann (Kaminski) und Regisseur (Spielberg) verbessert. Sie gehen noch ein paar Schritte weiter. Die Bilder sind intensiver, kraftvoller, schmerzhafter, als es noch bei SCHINDLERS LISTE der Fall war. Und das war schon perfekt. Allein die Anfangsszene, als sich Cinque befreit und dann mit den Männern das Schiff übernimmt. Ein Traum. Manchmal ein Albtraum, aber ein Traum von einer Szenerie. Verdientermaßen gab es dafür eine Oscarnominierung und wenn in dem Jahr nicht TITANIC gewesen wäre... verdient wäre es gewesen. Schön, dieser Konjunktiv.

MUSIK
Die Musik stammt, surprise surprise, aus der Feder von John Williams. Und was für ein Score, Halleluja. Ich weiß, ich weiß, Fanboy-Gelaber, aber der Score zu Amistad ist wirklich eine sehr feine Arbeit mit schönen afrikanischen Klängen, einem mystischen Männerchor hier und da und zwei Themen, die zum einen die Klage und Trauer/Wut von Cinque sehr schön einfängt (Cinque's Theme, sehr schön auch im Stück "Going Home") und das Freiheitsthema, das wirklich voller Hoffnung steckt und man für einen kurzen Moment denkt "Jo, das schaff ich. Egal was, ich schaff das." Definitiv einer der aufregenderen und schöneren Williams-Scores, dessen Stücke auch als Standalones ihre Wirkung haben.
GESAMTWIRKUNG
AMISTAD gehört meiner Meinung nach zu den unbekannten Meisterwerken von Steven Spielberg. Klar, in seiner Vita macht AMISTAD neben VERGESSENE WELT:JURASSIC PARK und DER SOLDAT JAMES RYAN nicht gerade den besten Eindruck, besonders nicht an der Kinokasse. Der Film hat gerade so das eingespielt, was er gekostet hat (ca. 40 Mio$). Nicht gerade erfreulich, war es doch die erste Produktion von Spielbergs eigener Produktionsfirma DREAMWORKS. Ich glaub, die haben sich einen etwas besseren Start erhofft. Doch davon abgesehen, dass er vom Rest der Welt unbeachtet blieb (hatte da der Faime um TITANIC auch etwas Schuld?...) ist AMISTAD ein beeindruckendes Stück. Begnadete Schauspieler, die gewohnt Souveränes darbieten, starke Bilder, die man so leicht nicht vergisst, eine Geschichte, die so tatsächlich stattfand, was man ab und zu vergessen will (keineswegs, weil es so "fantastisch" sei... eher im Gegenteil). Doch gibt es auch negatives zu sagen? Naja...
Der Film wurde dahingehend kritisiert (von anderen, nicht von mir), dass er zwar schön eindrucksvoll das Schicksal der AMISTAD-Afrikaner beschreibt und zeigt, die abertausend übrigen Sklaven Amerikas aber weitestgehend unbeschattet bleiben. ... äh...ja? Beziehungsweise nein, in manchen Szenen kann man schon recht gut erahnen, wie das Schicksal vieler tausend Sklaven, die von Afrika nach Amerika verschleppt wurden, ausgesehen haben mag. 'nough said.
Ich mag den Film. Sogar sehr. So sehr, dass ich ihm jeden andrehe, dem ich Filmbegeisterung zuschreiben kann und/oder für geschichtsinteressiert erachte. Denn er zeigt ein Kapitel der Geschichte, der meist unberührt bleibt, besonders von amerikanischer Seite (jaja, mittlerweile gibt's da Filme wie DJANGO UNCHAINED oder LINCOLN, die sich ebenso mit der Sklaverei auseinandersetzen).
Habt ihr Appetit bekommen auf AMISTAD? Wenn ja, holt euch die DVD!











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